Fraport-Geschäftsjahr 2020: Umsatz und Ergebnis trotz umfassender Gegenmaßnahmen stark durch COVID-19-Pandemie belastet

Bereinigtes operatives Ergebnis (EBITDA) dank Kostensenkungsmaßnahmen noch positiv / Unternehmen schlanker und effizienter aufgestellt / Schulte: „Wir sehen Licht am Ende des Tunnels“ / Langfristige Wachstumsperspektive intakt

Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie haben das abgelaufene Geschäftsjahr des Flughafenbetreibers Fraport stark belastet. Angesichts des Einbruchs des Passagieraufkommens in Frankfurt und an den internationalen Konzernflughäfen reduzierte sich der Konzern-Umsatz um mehr als die Hälfte. Das Konzern-Ergebnis war trotz umfassender Einsparmaßnahmen erstmals seit fast 20 Jahren negativ und lag bei –690,4 Millionen Euro.

Dr. Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender der Fraport AG: „Wir blicken auf ein extrem herausforderndes Jahr zurück. Der Luftverkehr war und ist von der COVID-19-Pandemie betroffen wie kaum eine andere Branche. Doch wir sehen Licht am Ende des Tunnels. Mit dem Fortschreiten der Impfprogramme und den mittlerweile vorhandenen Testmöglichkeiten kann der Luftverkehr spätestens ab dem Sommer wieder anlaufen. Die Menschen wollen wieder verreisen, und die Airlines stehen bereit, ihre Kapazitäten hochzufahren. Gleichzeitig haben wir unser Unternehmen schlanker und effizienter aufgestellt. Wir werden gestärkt aus dieser historischen Krise hervorgehen. Mit unserem Drehkreuz in Frankfurt und unseren weltweiten Standorten sind wir sehr gut aufgestellt, um vom Wiederanlaufen des Luftverkehrs und den weiterhin intakten, langfristigen Wachstumsperspektiven zu profitieren.“
  

Verkehrseinbruch führt zu negativem Konzernergebnis

Das Passagieraufkommen in Frankfurt ging gegenüber dem Vorjahr um 73,4  Prozent auf 18,8  Millionen Reisende zurück. Auch an allen internationalen Beteiligungsflughäfen waren die Passagierzahlen deutlich rückläufig. Die Rückgänge gegenüber dem Vorjahr lagen zwischen 34  Prozent in Xi’an und 83 Prozent in Ljubljana. Der Konzern-Umsatz ging entsprechend gegenüber dem Vorjahr um 54,7  Prozent auf 1,68 Milliarden Euro zurück. Bereinigt um Erlöse, die im Zusammenhang mit Ausbauinvestitionen in den internationalen Konzerngesellschaften stehen (nach IFRIC 12), verringerte sich der Umsatz um 55,4 Prozent auf 1,45  Milliarden Euro.

Der operative Aufwand (Material- und Personalaufwand sowie sonstige betriebliche Aufwendungen) konnte – bereinigt um Aufwendungen für personalwirtschaftliche Maßnahmen – deutlich um knapp ein Drittel reduziert werden. So konnte Fraport mit 48,4  Millionen Euro ein leicht positives Konzern-EBITDA vor Sondereinflüssen erzielen (– 95,9 Prozent). Unter Berücksichtigung der Aufwendungen für personalwirtschaftliche Maßnahmen in Höhe von 299  Millionen Euro lag das Konzern-EBITDA bei –250,6 Millionen Euro (2019: 1,18 Milliarden Euro). Das EBIT lag bei –708,1 Millionen Euro (2019: 705,0  Millionen Euro) und das Konzern-Ergebnis belief sich auf –690,4  Millionen Euro (2019: 454,3 Millionen Euro).
  

Kosten und Investitionen deutlich reduziert

Als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie hat Fraport auf allen Ebenen angesetzt, um Kosten zu reduzieren. Durch die Streichung betrieblich nicht zwingend notwendiger Ausgaben spart das Unternehmen jährlich Sachkosten zwischen 100 und 150 Millionen Euro. Zugleich wurden Investitionen vor allem am Standort Frankfurt reduziert oder gestrichen, wodurch sich die entsprechenden Ausgaben (Capital Expenditure) mittel- bis langfristig um eine Milliarde Euro reduzieren. Am Bau von Terminal 3 hält Fraport aufgrund des langfristig erwarteten Bedarfs fest. Allerdings wurde der Zeitplan gestreckt. Es ist geplant, Terminal 3 mit den Flugsteigen G, H & J   im Jahr 2026 in Betrieb zu nehmen.
  

Unternehmen schlanker und effizienter aufstellen

Neben den sofort greifenden Sparmaßnahmen hat Fraport umfassende organisatorische und strukturelle Anpassungen vorgenommen und angestoßen, um das Unternehmen schlanker und effizienter aufzustellen. Rund 300 Einzelmaßnahmen tragen dazu bei, Prozesse zu vereinfachen, Aufgaben zu bündeln und Abläufe flexibler zu gestalten. Durch den sozialverträglichen Abbau von rund 4.000 Arbeitsplätzen überwiegend bis Ende 2021 werden die Personalkosten um bis zu 250 Millionen Euro gegenüber 2019 verringert. Rund 2.200 der geplanten Austritte wurden im Laufe des vergangenen Geschäftsjahres bereits realisiert. Etwa 1.600 Beschäftigte verlassen das Unternehmen durch Abfindungen, Altersteilzeit und weitere Maßnahmen. Darüber hinaus wird weiterhin die natürliche Fluktuation genutzt.

Zur vorübergehenden Senkung der Personalkosten setzt Fraport unverändert auch auf Kurzarbeit. Im vergangenen Jahr waren seit dem zweiten Quartal rund 80 Prozent der Stammbeschäftigten der Fraport AG und der wesentlichen Konzern-Gesellschaften am Standort Frankfurt gemessen an den verfügbaren Stunden zu durchschnittlich etwa 50  Prozent in Kurzarbeit. Hierdurch ist weiterhin die notwendige Flexibilität vorhanden, den Personaleinsatz beim Wiederanlaufen des Verkehrs schnell hochzufahren.
  

Liquiditätsreserven aufgestockt

Fraport hat im vergangenen Jahr rund 2,9 Milliarden Euro an zusätzlicher Finanzierung aufgenommen. Mit liquiden Mitteln sowie zugesicherten Kreditlinien und Finanzierungen von über drei Milliarden Euro ist das Unternehmen gut aufgestellt, um die aktuelle Krise zu bewältigen und gleichzeitig im notwendigen Umfang in die Zukunft zu investieren. Fraport wird auch weiterhin den Kapitalmarkt nutzen, um das hohe Liquiditätsniveau zu halten.    
  

Ausblick

Für das laufende Jahr rechnet der Vorstand für den Flughafen Frankfurt mit einem Passagieraufkommen von unter 20 bis 25 Millionen. Der Konzern-Umsatz wird bei rund 2 Milliarden Euro erwartet. Für das Konzern-EBITDA geht das Unternehmen von einer Bandbreite zwischen rund 300 bis 450 Millionen Euro aus. Das EBIT wird leicht negativ erwartet, das Konzern-Ergebnis ebenfalls negativ. Beide Werte werden sich aber gegenüber 2020 deutlich verbessern. Angesichts der weiterhin massiven Folgen der COVID-19-Pandemie und des zu erwartenden Jahresfehlbetrags wird der Vorstand vorschlagen, auch für das aktuelle Geschäftsjahr keine Dividende auszuschütten.

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