Pressemappe: Bio-Bitumen

Fraport testet nachhaltigen Asphalt auf Cashew-Basis 

Teststrecke im Süden von Frankfurt Airport / Biogene Rohstoffe für positive Klimabilanz / Weltweit erster Einsatz an einem Flughafen

Die Fraport AG geht in der Nutzung von Baumaterialien neue, innovative Wege: Gemeinsam mit dem Start-up-Unternehmen „B2Square – Bitumen beyond oil“ verbaut der Flughafenbetreiber auf einer 200 Meter langen, vorfeldseitigen Teststraße nachhaltigen Asphalt. Das darin enthaltene Bio-Bitumen auf Cashew-Basis kommt am Flughafen Frankfurt weltweit erstmalig auf einem Airport zum Einsatz.  

Nachhaltiger Niedrigtemperatur-Asphalt 

Bitumen ist im Straßenbau unerlässlich. Es entsteht normalerweise als Abfallprodukt bei der Herstellung von Mineralöl aus Rohöl und wird dem Asphalt als Bindemittel beigemischt. Der Hersteller B2Square dagegen nutzt ein in der Natur vorkommendes Kohlenwasserstoffharz in Kombination mit einer Bioflüssigkeit, dem Extrakt aus gepressten Cashew-Schalen – so entsteht Bio-Bitumen. Gemischt mit Gesteinskörnung wird daraus nachhaltiger Asphalt.  

Reduzierter CO2-Fußabdruck 

Im Gegensatz zu herkömmlichem Bitumen ist der biogene Rohstoff deutlich haltbarer und verbessert die Klimabilanz maßgeblich. Wie jede Pflanze entzieht der Cashew-Baum der Atmosphäre Kohlendioxid. Das während des Wachstums im Öl der Cashew-Schale gespeicherte CO2 wird durch den weiteren Verarbeitungsprozess neutralisiert, im Straßenbelag dann gebunden und nicht wieder freigesetzt. Auch die Methode, bei der Asphalt unter niedrigerer Temperatur eingebaut wird, wirkt sich auf den Prozess klimabilanziell positiv aus, da sie weniger energieaufwendig ist. 

„Der innovative Asphalt-Mix auf Basis von Bio-Bitumen ist für uns eine äußerst interessante Perspektive zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks am Flughafen Frankfurt “, erklärt Andreas Eibensteiner vom Umweltmanagement der Fraport AG. „In erster Linie setzen wir bei der Dekarbonisierung des Fraport-Konzerns auf die Vermeidung von CO2-Emissionen in unserem direkten Einflussbereich. Doch auch unser Scope 3, zu dem Emissionen aus Bautätigkeiten zählen, rückt zunehmend in den Fokus. Dazu gilt es, innovative Wege zu gehen und damit die Klimabilanz unserer Lieferketten zu verbessern“, führt er aus. „Sollte sich bestätigen, dass der neuartige Belag unseren hohen qualitativen Anforderungen gerecht wird, bietet unser Vorfeld ein enormes Flächenpotential für die weitere Ausrollung des Verfahrens“, stellt Eibensteiner fest, „solche Ansätze und Blicke über den eigenen Tellerrand hinaus braucht es, um effektiv gegen den Klimawandel vorgehen zu können.“ 

Mit dem Verbau von Bio-Bitumen hält Fraport zusätzlich die ab 2025 gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsplatzgrenzwerte für Dampf und Aerosole im Asphalt bereits ein.  

Teststrecke auf dem Vorfeld  

Im Asphaltwerk Kelsterbach wird der Werkstoff mit der Gesteinskörnung gemischt und per Lkw auf die Baustelle transportiert. Die Teststrecke befindet sich auf dem südlichen Vorfeld und endet in einer Sackgasse. Diesen Vorteil nutzt die Fraport AG, um eine Straßenseite mit nachhaltigem und die andere mit herkömmlichem Asphalt auszubauen. Alle Fahrzeuge, die in den Bereich einfahren, fahren demnach auch wieder aus. Diese gleichmäßige Beanspruchung ist eine wichtige Voraussetzung für das weitere Testverfahren.  

Erkenntnisse durch Kontrollprüfungen  

Das unabhängige Labor HNL Ingenieur- und Prüfgesellschaft mbH in Aschaffenburg begleitet die Maßnahme. „In den nächsten zwei Jahren erhoffen wir uns wertvolle Erkenntnisse zur Lebensdauer der nachhaltigen Asphaltstraße“, erklärt Axel Konrad, Projektleiter Zentrales Infrastrukturmanagement der Fraport AG. „Im halbjährlichen Rhythmus finden Kontrollprüfungen statt. Entscheidend sind der Verdichtungsgrad und der Hohlraumgehalt des Asphaltmaterials. Ob wir weitere Flächen mit dem Bio-Bitumen ausstatten, wird sich anschließend zeigen.“   

Klimaschutzziele der Fraport AG 

Bis spätestens 2045 wird Fraport am Flughafen Frankfurt und an allen anderen vollkonsolidierten Konzernstandorten CO2-frei arbeiten. Bis 2030 wird der Flughafenbetreiber den CO2-Ausstoß am Heimatstandort bereits auf 50.000 Tonnen pro Jahr reduzieren. Die betrieblichen Anstrengungen für den Klimaschutz basieren auf dem 2023 verabschiedeten Dekarbonisierungsplan für den Gesamtkonzern.  

Weitere Informationen zu den Klimaschutzmaßnahmen von Fraport enthält die Pressemappe Klimaschutz. Weiterführende Informationen zur nachhaltigen Baumaßnahme gibt es in unserer Pressemappe Bio-Bitumen.

Bei einer vielbefahrenen, öffentlichen Straße mit Trag-, Binder- und Deckschicht sowie einem Bitumenanteil von ca. fünf Prozent werden ca. 10.000 Cashew-Nüsse benötigt. 

Cashew-Nüsse werden hauptsächlich in tropischen Regionen produziert. Die wichtigsten Produzentenländer weltweit sind: 

  1. Vietnam: Vietnam ist einer der größten Exporteure von Cashew-Nüssen. Das Land hat eine gut entwickelte Verarbeitungsindustrie.
  2. Indien: Indien ist ein bedeutender Produzent und ein Hauptakteur in der Verarbeitung von Cashew-Nüssen. Kerala und Maharashtra sind wichtige Anbaugebiete. 
  3. Elfenbeinküste: Das westafrikanische Land hat sich in den letzten Jahren zu einem der weltweit größten Cashew-Produzenten entwickelt. 
  4. Nigeria: Nigeria ist ebenfalls ein bedeutender Produzent in Afrika, das für die Rohcashewproduktion bekannt ist. 
  5. Brasilien: Brasilien ist der Ursprungsort der Cashew-Nuss und nach wie vor ein wichtiger Produzent. 
  6. Tansania: Tansania ist ein wichtiger Cashew-Exporteur in Ostafrika, besonders in der Region Mtwara. 

Allerdings hat das Unternehmen B2Square nur mittelbar mit der Cashew-Nuss Produktion zu tun. Der Rohstoff CNSL wird als chemische Ware auf dem Weltmarkt eingekauft. 

Bezogen auf den gesamten Lebenszyklus einer Fläche ist die Bauweise mit Bio-Bitumen, aufgrund der hohen Qualität, günstiger. Der aktuell höhere Anschaffungspreis amortisiert sich durch eine längere Lebensdauer und weniger Instandhaltungsmaßnahmen.

B2Square greift aktuell auf Rohstoffströme zu, die eine Produktion von rund 300.000 Tonnen Bio-Bitumen erlauben. Damit wird der Bitumenausstoß von einer Raffinerie ersetzt. Und genau das ist das Ziel von B2Square, kurzfristig die erste Raffinerie zu ersetzen. Mit 300.000 Tonnen Bitumen kann man beispielsweise eine Straße rund um den Globus bauen. 

B2Square plant bereits den nächsten Skalierungsschritt von 300.000 auf 3.000.000 Tonnen. Dann werden auch andere Naturprodukte für die Produktion genutzt. Das Unternehmen möchte zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen, um welche Produkte es sich handelt – so viel sei aber gesagt, Kokosöl ist es nicht.

Herkömmliches Bitumen ist ein Rohölprodukt, dass sehr hohen Qualitätsschwankungen unterliegt, da das Produkt aus verschiedenen Ländern (z.B. Südamerika, Arabische Länder oder Kasachstan) kommt. Die Qualität des Bio-Bitumens ist hingegen immer gleich und unterliegt keinen Schwankungen.

Das hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, unter anderem von der Rezeptur und dem verwendeten Recycling-Asphalt.  

Beim Einsatz von Bio-Bitumen bindet jede Tonne zirka 1,5 Tonnen CO2 und stellt jeder Bio-Bitumen Anwendung einen Netto-CO2-Kredit, also Negativ-Emissionen von > eine Tonne CO2 pro verwendeter Tonne Bio-Bitumen aus. Ab einer Zugabe von 2,1 Prozent Bio-Bitumen wird der Asphalt ex Mischanlage CO2-neutral. 

Das unabhängige Labor HNL Ingenieur- und Prüfgesellschaft mbH in Aschaffenburg begleitet die Maßnahme über zwei Jahre. Im halbjährlichen Rhythmus finden Kontrollprüfungen statt, bei denen der Verdichtungsgrad und der Hohlraumgehalt des Asphaltmaterials entscheidend sind. Ob der Flughafenbetreiber weitere Flächen mit dem Bio-Bitumen ausstattet, wird sich anschließend zeigen. 

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Jana Schäfer

Themenmanagerin Infrastruktur - Erreichbar Mo. bis Do.

j.schaefer2@fraport.de +49 69 690 - 30714