FAQ: die wichtigsten Informationen zum Safety Management System (SMS)

In der Luftfahrt nimmt die Sicherheit seit jeher einen besonders hohen Stellenwert ein. Dies gilt insbesondere auch für Flughäfen. Die steigenden Verkehrszahlen im Luftverkehr stellen eine Herausforderung dar. Die Fraport AG erhält den anerkannt hohen Sicherheitsstandard auf einer Drehscheibe wie dem Verkehrsflughafen Frankfurt, indem sie die Anzahl sicherheitsrelevanter Vorkommnisse kontinuierlich verringert.

Dabei gewinnt zunehmend der proaktive Umgang mit dem Thema Sicherheit an Bedeutung. Es geht dabei darum, potentielle Gefahrensituationen und Risiken rechtzeitig zu erkennen und dadurch Vorfälle und Unfälle konsequent zu vermeiden. Dazu müssen alle am Flughafen tätigen Unternehmen, Organisationen und Personen eingebunden werden.

SMS betrifft alle Beschäftigten am Verkehrsflughafen Frankfurt. Die betrieblichen Vorgänge im Bereich der Flugbetriebsflächen sind komplex, deswegen sind eine Vielzahl verschiedener Unternehmen und Organisationen damit betraut, den Flugbetrieb abzuwickeln. Aus diesem Grund ist eine unternehmensübergreifende Verpflichtung zur Beteiligung am Sicherheitsmanagement-System der Fraport AG unabdingbar.

Weil wir erkannt haben, dass alle Personen für ein höchstmögliches Sicherheitsniveau an unserem Flughafen mitverantwortlich sind, fördern wir eine unternehmensweite Sicherheitskultur – sowohl im Innenverhältnis der Fraport AG als auch in der Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern. Nur wenn dieses Sicherheitsbewusstsein bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgeprägt ist und im Alltag danach "gelebt" wird, werden uns die angestrebten nachhaltigen Verbesserungen im Bereich der flugbetrieblichen Sicherheit gelingen.

Die nachstehend aufgeführten Vorfälle sind typische Beispiele für Unfälle, erkannte Sicherheitsdefizite oder Gefahrenpotenziale, welche die flugbetriebliche Sicherheit beeinträchtigen können. Die Liste ist nicht erschöpfend und dient nur zum besseren Verständnis von SMS-relevanten Vorfällen.

  • nicht erlaubtes Betreten oder Befahren des Start- und Landebahnsystems ("Runways Incursion")
  • Rollbehinderungen von Luftfahrzeugen (Missachtung der Vorfahrtsregeln)
  • Beschädigung von Luftfahrzeugen
  • verkehrsbehindernde Zustände (zum Beispiel Abstellen von Fahrzeugen und Geräten im Bereich der Sperrflächen)
  • Foreign Object Debris (FOD)
  • Einrollfehler
  • Vogelschlag
  • Notlandung
  • Brand eines Luftfahrzeuges
  • Ölverschmutzung

Sobald Sicherheitsmeldungen beziehungsweise Sicherheitshinweise beim SMS eingehen, werden diese dort erfasst und bearbeitet. Dabei ist es wesentlich, das SMS-Ereignis qualitativ einzuordnen und es gründlich zu untersuchen.In Fällen, aus denen sich Erkenntnisse und/oder Hinweise für einen Handlungsbedarf ableiten lassen, können Empfehlungen des SMS ganz allgemein oder an die Prozessbeteiligten herausgegeben werden. Es wird nachverfolgt, wie die Sicherheitsempfehlungen umgesetzt werden und wie wirksam die Abhilfemaßnahmen sind. Der oder die Meldende erhält üblicherweise eine Rückmeldung.

Jeder ist für die Sicherheit an unserem Flughafen mitverantwortlich.

SMS bietet allen Flughafenbeschäftigten die Möglichkeit, Unfälle, sicherheitsrelevante Vorfälle,Gefahrenpotenziale und sicherheitsrelevante Ideen zu melden. Durch diese Sicherheitsmeldungen können bestehende Sicherheitsprobleme und Gefahren rechtzeitig erkannt und deren potentielle Auswirkungen (finanziell und betrieblich) minimiert werden. Eine der größten Gefahren für die Sicherheit am Flughafen besteht darin, dass sich unsichere Situationen ergeben oder Vorkommnisse – weil sie nicht gemeldet wurden – unbemerkt bleiben und sich gegebenenfalls solange wiederholen, bis sie in einen Unfall münden, der finanziell und betrieblich möglicherweise gravierende Auswirkungen hat. Teilen Sie uns Ihre Beobachtungen und Erkenntnisse mit! Gehen Sie nicht davon aus, dass jemand anderes dies bereits getan hat.

Halten Sie die Augen offen! Durch umsichtiges Handeln bei der täglichen Arbeit kann jeder einen Beitrag leisten, Risiken für seine Person und andere zu minimieren. Gehen Sie zum Beispiel nicht an einem herumliegenden Gegenstand – auch FOD (Foreign Object Debris) genannt – vorbei, sondern heben Sie ihn auf und entsorgen ihn. Das kann einen Unfall verhindern.

Das SMS erfasst vor allem jene Gefahren und Prozesse, die durch Verfahren, menschliche sowie technische Faktoren entstehen und sich in der Folge möglicherweise negativ auf die betriebliche Sicherheit des Luftverkehrs am Verkehrsflughafen Frankfurt auswirken können.

Demgegenüber zielt der Arbeitsschutz darauf ab, Gefahren, die durch den Betrieb von Luftfahrzeugen, Anlagen oder Geräten entstehen und unmittelbar auf die Beschäftigten einwirken könnten, zu minimieren beziehungsweise ganz zu vermeiden. So gehört es vor allem zu den Aufgaben der Arbeitssicherheit, Arbeitsunfälle zu verhüten, arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren zu vermeiden und die Arbeit ergonomisch und menschengerecht zu gestalten – in allen Arbeitsbereichen des Flughafens.

Die deutsche Bezeichnung „Sicherheit“ hat im Luftverkehr eine doppelte Bedeutung. In der englischen Sprache stellt sich die erforderliche Differenzierung wesentlich einfacher dar, da hier zwischen den beiden Begriffen „Safety“ und „Security“ unterschieden wird.

Der Begriff „Safety“ bezeichnet die betriebliche Sicherheit, während der Begriff „Security“ im Zusammenhang mit der Abwehr von äußeren, vorsätzlichen (zum Beispiel terroristischen) und nicht betriebsbedingten Gefahren benutzt wird. In der deutschen Sprache wird für den Begriff „Safety“ sehr häufig die Bezeichnung „Luftverkehrssicherheit“ und für den Begriff Security die Bezeichnung „Luftsicherheit“ verwandt.

SMS bezieht sich stets ausschließlich auf die Thematik der flugbetrieblichen Sicherheit des Verkehrsflughafens Frankfurt/Main im Sinne von „Safety“.

Das SMS stützt sich im Wesentlichen auf fünf Säulen:

Prozesswesen

Das Prozesswesen identifiziert und dokumentiert alle sicherheitsrelevanten luftseitigen Arbeitsprozesse am Frankfurter Flughafen. Es untersucht die Prozesse systematisch auf eventuelle Schwachstellen, gibt Handlungsempfehlungen und unterstützt dabei, diese umzusetzen.

Berichtswesen

Das Berichtswesen trägt dazu bei, Risiken und Gefahrenpotenziale zu erkennen und ihnen rechtzeitig entgegenzuwirken. Die Flughafenbeschäftigten haben die Möglichkeit, bei sicherheitsrelevanten Vorkommnissen oder erkannten Sicherheitsdefiziten eine Sicherheitsmeldung abzugeben.  

Änderungsmanagement

Änderungen in Prozessen, Verfahren und Diensten oder der Infrastruktur des Flughafens können immer auch neue Gefährdungen nach sich ziehen oder das Risikopotenzial für die betriebliche Sicherheit ändern. Mit dem Änderungsmanagement werden sicherheitsrelevante Veränderungen im Vorfeld erkannt und beurteilt.

Risikowesen

Das Risikowesen beschäftigt sich damit, Gefahren zu identifizieren sowie Risiken anhand einer Risikomatrix zu bewerten, wenn Meldungen oder Sicherheitshinweise eingehen.

Audits

Im Rahmen von Audits und Inspektionen wird überprüft, ob Vorgaben, Richtlinien und Prozesse eingehalten werden, um Stärken, Schwächen oder Risiken innerhalb eines Systems zu identifizieren.  

Safety Service Office (SSO)

Das Sicherheitsmanagement-System der Fraport AG wird durch den Safety Manager und dessen Beschäftigte betrieben, die zusammen das Safety Services Office (SSO) bilden.

Es berät und unterstützt die Unternehmensleitung sowie alle Bereiche, Prozessverantwortlichen und Prozesseigner in allen Belangen der betrieblichen Sicherheit. In Schulungen, Programmen und Audits werden alle Beschäftigten im Flughafenbetrieb zum Thema Sicherheit ausgebildet und sensibilisiert. Zudem koordiniert das SSO die Notfallplanung am Flughafen. Extern vertritt das SSO die Fraport AG zu Sicherheitsthemen in nationalen und internationalen Gremien und Verbänden.

Organe des Sicherheitsmanagement-Systems

Das Safety Review Board (SRB) setzt sich zusammen aus dem Accountable Manager, den Leitern der Geschäftsbereiche BVD und FTU, dem Leiter Unternehmenssicherheit sowie Sachkundigen, Nominierten und geladenen Personen. Das SRB berät den Accountable Manager bei Änderungen und Neueinführungen und überwacht sicherheitsrelevante Aspekte von Verfahren, Techniken und Organisationen. Neben der Überwachung der Effektivität des SMS werden durch das SRB auch die (personellen) Ressourcen gewährleistet. Das Safety Review Board kann bei Bedarf Safety Action Groups einberufen und deren Aufgaben definieren.

Eine Safety Action Groups (SAG) besteht aus Führungskräften oder Fachexperten der jeweils für die Prozesse (mit)verantwortlichen Bereiche. Das SRB richtet sie ein; sie bleiben bestehen, bis sie ihre Aufgabe beendet haben. Eine Safety Action Group prüft und analysiert Problemstellungen, identifiziert geeignete Maßnahmen und stellt die Umsetzung der daraufhin im SRB beschlossenen Maßnahmen sicher.

Die Safety Committees unterstützen das SMS mit ihrer Expertise und dabei, Programme zu organisieren, koordinieren und einzuführen, die die betriebliche Sicherheit fördern. Die Komitees sind unabhängig, unterliegen inhaltlich keinen Weisungen Dritter und beschäftigen sich nicht damit, Schuldfragen zu klären.

Das Runway Safety Team (RST) setzt sich aus Vertretern der Fraport AG sowie der Deutschen Flugsicherung (DFS) zusammen. Die Federführung liegt bei der DFS. Das Team sammelt, betrachtet und analysiert fortwährend alle sicherheitsrelevanten Ereignisse und Situationen am Flughafen, sofern sie die „Runway Safety“ betreffen (also insbesondere die Start- und Landebahnen).

Das Ramp Safety Committee (RSC) setzt sich aus dem Safety Manager, dem Safety Service Office, einem Vertreter des Operations Managers sowie notwendiger Beteiligter zusammen. Es sammelt, betrachtet und analysiert laufend sicherheitsrelevante Situationen und Ereignisse auf dem Vorfeld. Die betriebliche Sicherheit im Vorfeldbereich wird bewertet, Maßnahmen diskutiert und Sicherheitsempfehlungen zur Vermeidung zukünftiger Störungen und Unfälle herausgegeben.

In der „Routinebesprechung Flugbetrieb“ - Construction and Obstacle Routine (COR) - werden sicherheitsrelevante Themen behandelt, die die Infrastruktur und Hindernisse betreffen. Vertreter der Bereiche Luftseitige Infrastruktur, Flugbetrieb, Duty Management und des SSO bewerten hier Baumaßnahmen sowie mögliche und bestehende Gefährdungen und besprechen mögliche Maßnahmen.

Sofern Themen der Tierwelt- und Umweltgefahren die betriebliche Sicherheit betreffen, werden sie im FRA Wildlife Control Committee (WCC) behandelt. Der Teilnehmerkreis des Committees umfasst:

  • Wildlife Control Team (Vertreter der Bereiche Forst, Biotop und der Vogelschlag-Beauftragten)
  • Fraport Duty Management, Flugbetrieb, Safety Manager, Feuerwehr, Gärtnerei
  • Deutscher Ausschuss zur Verhütung von Vogelschlägen im Luftverkehr
  • Deutsche Flugsicherung
  • Luftaufsichtsbehörde (HMWEVL)
  • Untere Naturschutzbehörde Frankfurt
  • Deutsche Lufthansa· Bundespolizei
  • Polizeidirektion Flughafen

Das WCC bespricht Vogelschlagdaten und Beobachtungen, wertet Wildtiergefahren aus, erkennt und bewertet Trends und bestimmt Gegenmaßnahmen. Da das Wildtier-Gefahrenmanagement auf einem Flughafen sehr komplexe Habitat-Bewirtschaftungen und Strategien gegen geschützte oder seltene Arten umfasst, sind in der Kommunikation, Kooperation und Koordination die verschiedensten Interessenvertretungen berücksichtigt.

Seit März 2014 gelten neue europäische Richtlinien der European Union Aviation Safety Agency (EASA) mit detaillierten Vorschriften darüber, wie Flugplätze zu gestalten und betreiben und wie Betreiberorganisationen aufzubauen sind.  

Gemäß der VO (EU) Nr. 139/2014 hat die Fraport AG als Flugplatzbetreiber ein Managementsystem einzuführen und aufrechtzuerhalten, welches auch ein Sicherheitsmanagement-System beinhaltet. Das Safety Management System (SMS) muss unter anderem ein Sicherheitsschulungs-Programm umfassen, das sicherstellt, dass Personen, welche mit dem Betrieb des Flughafens befasst sind, dazu ausgebildet und befähigt sind, ihre Aufgaben im Rahmen des SMS zu erfüllen.

Konkret bedeutet dies, dass alle internen und externen Besitzerinnen und Besitzer von roten und gelben Flughafenausweisen eine Safety-Basisschulung mithilfe eines E-Learning-Systems absolvieren und den anschließenden Nachweistest bestehen müssen, bevor sie Zugang zum Vorfeldbereich erhalten.

Lernerfolgskontrolle durch unser E-Learning

SystemSchulung und die abschließende Lernerfolgskontrolle erfolgen auf einem durch die Fraport AG bereitgestellten E-Learning System, welches über das Internet erreichbar ist. Alle hierfür notwendigen Informationen befinden sich in den persönlichen Anschreiben, die den Ausweisinhabern jeweils individuell zugehen. Nach erfolgreichem Absolvieren der Schulung wird das Datum des erfolgreichen Tests automatisch an das Ausweisverwaltungssystem übertragen. Die Schulung ist dann zwei Jahre gültig. Rechtzeitig vor Ablauf dieser Frist werden die Beschäftigten automatisch erneut zur Absolvierung der Schulung aufgefordert.

Sie wollen für Ihr Unternehmen die Schulungen auf eine andere Art durchführen (zum Beispiel in Gruppenschulungen)? Sie haben weitere Fragen oder Beratungsbedarf? Wenden Sie sich bitte per E-Mail an das  Safety Management, safety-schulung@fraport.de.    

Die Kosten für die SMS-Schulung belaufen sich auf 13 Euro für rote und gelbe Flughafenausweise. Dieser Preis gilt für alle externen Ausweisinhaber. Die Preisanhebung für Ausweise von Fraport-Konzern-Mitarbeitenden wird über die ILV abgerechnet.