Martin Stiller: Spotter-Beauftragter
Rund um den Flughafen Frankfurt sind sie ganz in ihrem Element. Die Rede ist von Planespottern. Ihr großes Hobby ist die Jagd nach Flugzeugen. Ausgerüstet mit Feldstecher und Kamera verbringen sie ihre Freizeit am liebsten direkt am Airportzaun.
Die einen möchten die neuste Lackierung sehen und möglichst ausgefallene Flugzeugmodelle vor die Linse bekommen. Die anderen sind schon auf einer ganz besonderen Mission und suchen eine bestimmte Registrierungsnummer, die noch in ihrer persönlichen Sammlung fehlt. Eines haben sie alle gemeinsam: Planespotter sind immer auf der Suche nach dem perfekten Schnappschuss von einem Flugzeug.
Martin Stiller arbeitet im Team der politischen Kommunikation bei der Fraport AG und trägt den inoffiziellen, aber stolzen Titel „Spotter-Beauftragter“ für das Luftverkehrsdrehkreuz FRA.
Faszination
Er kümmert sich um die Pflege der Aussichtspunkte am Flughafen Frankfurt und hat auch innerhalb des Betriebsbereichs schon einige Vorfeld-Touren für Spotter organisiert. Er weiß: "Die Interessen der Spotter sind individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt."
Manche warten auf das perfekte Bild eines startenden Jumbos, andere möchten unbedingt die neue Frachtmaschine einer Airline sehen. Ob Gesamtbild oder spezielle Modelldetails, Sonderlackierungen oder Aufnahmen von Start und Landung beziehungsweise bei der Abfertigung einer Maschine: hier ist alles dabei und nichts unmöglich.
„Daher ist die Ausrichtung einer Spotter-Tour auf dem Vorfeld stets eine große Herausforderung, wenn man es wirklich jedem Teilnehmenden recht machen möchte“, verrät Stiller. „Kein Ausflug auf das Vorfeld ist wie der andere,“ sagt er, „aber uns alle eint die Faszination fürs Fliegen, und so ist es trotzdem immer ein voller Erfolg. Solche Touren auf dem Airportgelände, in unmittelbarer Nähe von Fluggerät und Spezialfahrzeugen, sind sehr selten und daher immer eine außergewöhnliche Erfahrung. Im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums des Luftverkehrsstandorts Frankfurt möchten wir dieses grandiose Erlebnis 100 Luftfahrtbegeisterten kostenlos ermöglichen“, kündigt er an.
So funktioniert Planespotting
Über Apps und Websites lassen sich Flugzeuge orten und in den meisten Fällen auch deren Start- und Landebahn in Erfahrung bringen – so sind Spotter heute stets gut vorbereitet.
Wo früher noch viel Glück im Spiel war, hat man heute gute Chancen, die begehrte Maschine im perfekten Blickwinkel zu Gesicht zu bekommen und fotografisch dokumentieren zu können. Die besondere Leidenschaft der Spotter Gemeinde für Flugzeuge und deren Details spiegelt sich in umfangreichen und detaillierten persönlichen Bildarchiven wider. In Spotter Communities und ihren Foren tauschen sich Flugzeug-Fans über alles aus, was sich um die Fliegerei dreht. Sogar Sammlertreffen zur gegenseitigen „Werksbegutachtung“ und zum Tausch von Flugzeugbildern sind nichts Außergewöhnliches. Als exquisites Sammlerstück gelten beispielsweise die Aufnahmen von Flugzeugen der China Airlines. Deren Pflaumenblüten auf dem Leitwerk der Maschinen sind allesamt von Hand gemalt – jedes Flugzeug ist daher ein Unikat.
Planespotting am Flughafen Frankfurt
Am Flughafen Frankfurt gibt es drei Aussichtspunkte mit gutem Blick auf startende und landende Maschinen aus beiden Betriebsrichtungen: Beim Luftbrücken-Denkmal direkt an der A5, der so genannte „Affenfelsen“ nahe der Startbahn 18 West und die Aussichtsplattform an der Landebahn Nord-West. Alle Spots sind Teil des Regionalparks RheinMain und auch mit dem Fahrrad sehr gut zu erreichen. Spotter wechseln den Ort immer wieder – je nachdem wo die Lieblingsmaschine landet und aus welcher Richtung sie einfliegt.
Auch Licht und Wetterverhältnisse spielen eine große Rolle: Fotografieren gegen die Sonne ist ungünstig und Flugzeuge starten und landen immer in Windrichtung – in Frankfurt mal in östlicher, mal in westlicher Richtung. Mit den Spotter Touren möchte Stiller es Flugzeug-Fans ermöglichen, besonders nah an den großen Maschinen zu sein. „Ohne Zaun im Bild und mit der Möglichkeit, alle Flugzeugdetails ganz nah sehen zu können, ist es schon noch mal was ganz Anderes“, versichert er.
Fliegen um des Fliegens Willen
Schon seit dem Kindesalter ist Stiller fasziniert vom Fliegen. Die freie Zeit neben dem Studium verbrachte er in der Regel am Zaun desFlughafen Stuttgart, um startende und landende Flugzeuge bewundern zu können. Der Wirtschaftswissenschaftler arbeitet bereits seit seinem Abschluss an Flughäfen: zuerst in Stuttgart, nun seit 25 Jahren in Frankfurt.
Für ihn ist alles rund um das Fliegen pure Faszination: Besondere Flugzeug-Modelle und Lackierungen, Prozesse am Flughafen, Emotionen in den Terminals bei Ankunft und Abflug und das Fliegen selbst.
Selbst auf Nachtflügen schläft er nicht, sondern schaut aus dem Fenster und genießt es, das Lichtermeer von so hoch oben zu betrachten.Tagsüber zieht er die Aussicht auf abwechslungsreiche Landschaften und den fernen Meerspiegel jedem Inflight Entertainment vor. Insbesondere die wenig beflogenen Routen begeistern ihn: „Den Weg von Johannesburg bis Perth fliegt fast niemand. Dann ist es schon etwas Außergewöhnliches, auf dieser Strecke im Flugzeug so nah am südlichen Polarkreis zu sein“. Er hat immer eine interessante, lustige Geschichte oder Anekdote rund um den Flughafen, das Fliegen und seine Erfahrungen mit der Fliegerei parat.