Fragen, Lob, Kritik und Anregungen:
*20 Cent pro Anruf aus dem deutschen Festnetz, maximal 50 Cent aus dem Mobilfunknetz
Fluglärm und Maßnahmenprogramme:
Medizinische Anfragen:
Matteo, Luan und Greta haben bereits das Mindset von Spitzensportlern. Sie alle treibt täglich der Wunsch an, noch besser zu werden und noch mehr komplexe Sprünge zu beherrschen, wie sie selbst sagen. Und sie alle arbeiten darauf hin, ihre Träume zu verwirklichen – ihr größter Traum: Olympia.
Morgens, halb zehn in Frankfurt: Ein Meer aus blauen Matten und Trampolinen füllt den Trainingsraum der hessischen Nachwuchs-Talente im Trampolinturnen. Es sind Herbstferien. Über den Trampolinen fliegen zwei Jugendliche durch die Luft. Etwa fünf bis sechs Meter über dem Boden drehen sie sich blitzschnell um die eigene Achse wie menschliche Jo-Jos.
Während sie dreifache Salti üben, steht ihr Trainer Christian konzentriert unten auf der Matte und ruft: „Super! Am Ende fehlte noch etwas die Körperspannung – hast du gemerkt?“
Greta sitzt in enger dunkler Turnkleidung am Rand. Die 15-Jährige hat ihre blonden Haare streng zu einem Dutt nach hinten gekämmt, ihre blauen Augen leuchten. „Fünfmal pro Woche trainieren wir hier für drei Stunden“, erzählt sie. „Manchmal auch siebenmal.“ Mit „hier“ meint sie das Landesleistungszentrum (LLZ) des Hessischen Turnverbandes (HTV) – nur einen Steinwurf vom Waldstadion entfernt, wie die Heimstätte von Eintracht Frankfurt in der Region auch heute noch genannt wird.
Wer mit Greta spricht, merkt sofort: Sie ist hellwach, hochkonzentriert bei der Sache und liebt, was sie tut. „Wenn das Training gut lief, bringt mich das weiter.“ Es sei nicht nur das Training. „Physio, Mentaltraining, Ernährungsberatung. Das alles ist ganzheitlich. Man lernt Selbstdisziplin, hat Ziele und schließt hier Freundschaften.“ Man lernt Selbstdisziplin, hat Ziele und schließt hier Freundschaften.“
Neben ihr sitzen Luan, 15, und Matteo, 14. Luan pflichtet ihr bei und gesteht lachend: „Früher war ich schon fauler.“
Wie die drei Schule und intensives Training unter einen Hut bekommen? „Training hat für mich Prio eins“, sagt Greta. „Schule und Co. plane ich drumherum.“ Greta ist in einer Sportklasse, in der Rücksicht auf ihre sportlichen Ziele genommen wird. Luan ist sogar auf einer Sportschule. Hausaufgaben gäbe es bei ihm wenige, um genug Freiraum für das Training zu haben.Außerdem wird auch in der Schule trainiert.
Die schulischen Leistungen abseits des Sports müssen aber stimmen. Bei Matteo sieht es anders aus. „Nach dem Training muss ich schon noch einige Hausaufgaben erledigen“, meint er und lächelt verlegen. Seine Schule stellt ihn zwar auch für Wettkämpfe frei, aber das Verständnis für den Sport scheint dort doch ein anderes zu sein.
Dennoch ist bei allen dreien die Freizeit knapp. In den Ferien verdoppeln sie das Training sogar zu zwei Einheiten am Tag, wenn sie nicht gerade auf Wettkämpfen unterwegs sind. Greta betont: „Die Zeit, die ich nach dem Sport habe, nutze ich viel bewusster. Wenn ich 20 Minuten am Smartphone bin, dann sinnvoll. Man schätzt Vieles mehr.“
Dass sich das zeitintensive Training und die Disziplin auszahlen, wissen sie alle. Ihr Können stellen sie in durchschnittlich neun kaderrelevanten Wettkämpfen pro Jahr plus Bundesliga- und Oberliga-Begegnungen unter Beweis.
Dafür reisen Sie durch ganz Deutschland sowie nach Holland und Tschechien. Matteo gewann mit dem zweiten Platz der U14 kürzlich in Portugal seine erste internationale Medaille.
Und der 15-jährige Luan erzählt stolz: „Ich bin dieses Jahr Deutscher Meister im Einzel in meiner Altersklasse AK 15/16 geworden.“
Sein Ziel ist die Jugendweltmeisterschaft – trotz einer Verletzung, die ihn zuletzt zurückgeworfen hatte.
Greta zählt ihre Team-Medaille für den 3. Platz bei den Jugendeuropameisterschaften zu ihren größten Erfolgen.
Doppeltes Netz für sichere Höhenflüge
Was man für dieses hohe Niveau mitbringen muss? Neben der Liebe zum Sport nennen Greta, Matteo und Luan: Körperspannung, Konzentration und viel Unterstützung von zu Hause – unter anderem bei der Begleitung zu Wettkämpfen oder beim Ausfüllen von Formularen, etwa in Bezug auf Dopingkontrollen.
Hinzu kommen die Anfahrtswege zum Training: Matteo muss bis zum Leistungszentrum aus 70 Kilometern Entfernung anreisen, erklärt seine Mutter. Sie holt ihn ab, hin fährt er mit dem Zug – wenn der denn kommt. Sonst springt sie auch dann ein.
Das alles braucht Zeit und Geld. Und die Belastung der Familien wächst. Wie Trampolin-Landestrainer Christian Bach aka „Bachi“ erläutert, kosten vor allem die Wettbewerbe viel Geld. Das Budget müssten die Familien der Leistungssportler überwiegend selbst aufbringen, so Bach, der seine Schützlinge am Bundesstützpunkt für Leistungssportler seit sechs Jahren trainiert. Für die Teilnahme an der WAGC (World Age Group Competition – Jugendweltmeisterschaft) im europäischen Ausland lag der benötigte Eigenanteil für Reise, Unterkunft und Teilnahme noch vor ein paar Jahren bei 1.000 bis 1.500 Euro. Heute sei er etwa doppelt so hoch. Von den Vereinen beziehungsweise den Verbänden kommt ein Zuschuss von 200 bis 500 Euro pro Wettkampf. „Vielleicht wären die Kosten etwas geringer, wenn man alles selbst organisiert“, sagt Bach. „Aber wir wollen ja auch gemeinsam an- und abreisen sowie untergebracht sein.“ Stichwort: Teamsport.
So oder so erfordert die Kostenentwicklung zunehmend Eigeninitiative, für Crowdfunding und Sponsoring muss man sich engagieren. Auch wenn der Landestrainer in allen Belangen für die Jugendlichen da ist – dazu gehört vor allem auch die mentale Betreuung – müssen sich die Sportler selbst um das Finanzielle kümmern. Bach hat schon erlebt, dass eine Sportlerin aufgrund der hohen Kosten nicht an einem Wettbewerb teilnehmen konnte. „Das ist bitter. Es ist die Ausnahme, aber das darf nicht passieren“, sagt er sichtlich betroffen. „Sie hat kurz danach mit dem Training aufgehört.“
Die entschlossenen Gesichter der drei erfolgreichen Jugendlichen, während sie sich konzentriert aufwärmen oder bereits weiter an ihrer Sprungtechnik feilen, bewirken den stillen Wunsch, dass keiner von ihnen in eine ähnliche Situation kommt.
Wie Landestrainer Bach meinen auch Greta, Luan und Matteo, dass Trampolinturnen als Randsportart im Schatten von Geräteturnen stehe. Das empfinden die drei Leistungssportler per se nicht als problematisch. „Allerdings erhalten wir weniger Fördergelder, weil der Sport nicht so populär ist“, erklärt Bach. Ob dieser Leistungssport künftig nur noch Wohlhabenden möglich sein wird? Er glaubt: ja. Das sei früher anders gewesen. Da habe es für Nachwuchsathleten Fördermittel gegeben, die heute nur noch für Erwachsene bereitstehen. „Deswegen werden wir in den nächsten Monaten Beiträge einführen müssen, ähnlich wie bei einem Fitnessstudio“, so der Landestrainer. „Eltern müssen dann jeden Monat circa 100 Euro zusätzlich aufbringen.“ Diese braucht es, um die laufenden Kosten zu decken, die für Ausrüstung und Training in der gut acht Meter hohen Sprunghalle anfallen.
Wer Sponsoring vor allem mit Werbung verbindet, erkennt im Austausch mit Bach und den jungen Leistungssportlern sehr schnell sowohl die persönliche wie auch die gesellschaftliche Reichweite von finanzieller Förderung. Bach erinnert an die Olympischen Spiele in London 2012: „Wenn wir uns Olympia in London anschauen, sehen wir, dass weit vorher ganz viel Geld in den Leistungssport gesteckt wurde.“ Das sportliche Niveau sei erst nach den Investitionen stark gestiegen. „Daraus ist damals Erfolg entstanden.“ Er betont: „Als Sponsor muss man etwas fördern und blind vertrauen.“
Was für Sportgrößen gilt, fängt im Kleinen an: Gerade regionalen Vereinen ist es nur durch die Förderung von Sponsoren möglich, ihre Arbeit aufrecht zu erhalten. Aus diesem Grund unterstützt der Flughafenbetreiber
Wenn es finanziell dennoch nicht reicht für die Wettkämpfe, haben die Sportler und ihre Familien zudem schon sehr gute Erfahrungen mit Fundraising gemacht. Matteos Mutter lacht über das ganze Gesicht, während sie sich erinnert: „Ein Freund der Familie hat für den letzten Wettkampf in Portugal ein Crowdfunding für Matteo gestartet. Wir konnten kaum glauben, dass wir damit tatsächlich die Kosten für den gesamten Wettkampf inklusive der Flüge begleichen konnten.“
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