Deutschlands größter Frischfischhafen liegt in Frankfurt: Vom Lachs bis zum Hummer – rund 20.000 Tonnen Fisch und Meeresfrüchte schlagen die Kühlexperten des Perishable Center Frankfurt (PCF) jährlich um. Dazu kommen Südfrüchte, Fleisch, Blumen und Medikamente. „Hier gibt es die maximale Frische“, erzählt Geschäftsführer Christoph Herchenhein, „und zwar jährlich rund 110.000 Tonnen“.
Sonntags ist im PCF Großeinsatz angesagt. „Dann kommen die Waren an, die nach dem Wochenende frisch in den Regalen der Supermärkte stehen sollen. Auch montags und dienstags fertigen wir große Mengen ab, die von Frankfurt aus teilweise bis in das europäische Ausland verladen werden“, sagt Herchenhein. Bis dahin haben die Produkte in der Regel eine große Distanz hinter sich: Mangos aus Südamerika, Rosen aus Kenia und Steaks aus Australien reisen in Frachtmaschinen oder in speziellen Frachträumen von Passagiermaschinen nach Frankfurt – und von dort aus oft weiter in die ganze Welt. Im Optimalfall liegen dabei in Frankfurt nur wenige hundert Meter zwischen Flugzeug, Umschlagplatz und Lastwagen. Direkt neben dem PCF sind mehrere Parkpositionen für Flugzeuge eingerichtet. Von dort nimmt die verderbliche Ware den schnellsten Weg auf dessen 9.000 Quadratmeter großes Areal – oder umgekehrt. Rund 120 Mitarbeiter verladen die Ware dann entweder direkt auf Lastwagen, packen die verderblichen Güter in einzelnen Sendungen zusammen oder stellen sie für eine Zwischenlagerung bereit – in einer der 20 verschiedenen Kühlzonen zwischen minus 24 und plus 24 Grad Celsius.
Einfuhr- und Qualitätskontrollen unter einem Dach
„Unser Ziel ist, dass die Ware unser Lager schnellstmöglich wieder verlassen kann, weil die Lagerzeit die Kosten in die Höhe treibt“, sagt Herchenhein. Damit das möglichst reibungslos klappt, bietet das Zentrum verschiedene Abfertigungsservices an. Dazu gehört zum Beispiel die Einfuhrabwicklung durch den Zoll. Aber auch für die behördlichen Kontrollen müssen keine weiteren Fachleute ins PCF kommen – denn Veterinäramt, Pflanzenschutzdienst und Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung beschäftigen Kontrolleure im gleichen Gebäude und können die Waren direkt vor Ort überprüfen. „Dabei geht es beispielsweise darum, dass über Pflanzen keine Krankheitserreger eingeschleppt werden“, sagt Geschäftsführer Herchenhein. Werden die Prüfer(innen) fündig, muss schlimmstenfalls die ganze Lieferung vernichtet werden.
Außerdem sehen sich die Expert(inn)en des PCF als der verlängerte Arm der Importeure. „Deren Kunden sehen die Ware ja erst, wenn sie bei ihnen ankommt“, erklärt Herchenhein. „Wir sprechen daher bei bestimmten Produkten Empfehlungen darüber aus, ob sie schon lieferbar sind. Zum Beispiel ob die Flugmangos schon reif genug sind oder besser noch einige Tage bei uns liegen sollten.“
Anteil der Medikamente steigt
Derzeit machen Lebensmittel und Blumen im PCF etwa 75 Prozent der Ware aus. Aber: „Pharmazeutika nehmen einen immer größeren Anteil ein, weil sie inzwischen in vielen verschiedenen Ländern hergestellt werden“, sagt Herchenhein. „Deren Abwicklung unter kontrollierten Temperaturen erfolgt nach sensiblen Regeln, beispielsweise unter den EU-Richtlinien der ‚Good Manufacturing Practice’, die wir zur Qualitätssicherung von Arzneimitteln einhalten müssen“, erklärt Herchenhein. Zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind eigens für diese Arbeit ausgebildet und kümmern sich um die speziellen Wareneingangskontrollen an den selbstkühlenden Containern, in denen Pharmazeutika in der Regel transportiert werden. Dazu gehört etwa, dass sie den Ladezustand der Batterien für die Kühlung überprüfen und – wenn nötig – Trockeneis nachfüllen.
Mehr als 250 Kontrollsensoren prüfen zusätzlich die Umgebungstemperatur der selbstkühlenden Container. Allerdings bleiben die meisten Waren nur kurz im PCF: Nach durchschnittlich vier bis acht Stunden gehen Pharmazeutika, Lebensmittel und Blumen auf die Weiterreise per Flugzeug oder Lastwagen – in Spitzenzeiten sind das täglich bis zu 500 Tonnen.